Sucht und Behinderung, einfach kann jeder

Die Sucht macht vor niemandem halt. In unserem Verein sind drei Personen mit Behinderung gut integriert. Über eine Rampe können Menschen mit Rollstuhl die Gruppenräume bequem erreichen.

Unser langjähriges Mitglied und Suchtkrankenhelfer Stephan Hepe, hat schon als Jugendlicher mit Menschen mit Behinderungen in der Kirchengemeinde Holtensen (Intergra) intensiven Kontakt gehabt.

Er lernte die Einschränkungen und die Bewältigung der typischen Probleme durch die Freundschaft mit Thomas Becker, der im Rollstuhl sitzt, kennen.

Jahre später haben sich die beiden durch Zufall wieder getroffen. Stephan erzählte von seinem Suchtproblem und Thomas hörte intensiv zu.

Nach einigen Monaten trafen sich die beiden wieder und durch weitere lange Gespräche stellte sich heraus, dass Thomas ein Alkoholproblem hat.

Diese Sucht entstand über Jahre hinweg als sogenannte Beisucht. Thomas ist seit Jahren spielsüchtig.

Ihm war bereits seit langem bewusst, seine Süchte überwinden zu wollen. Nicht zuletzt hing konkret die weitere Pflegesituation von der künftigen Abstinenz ab. Die sogenannte Assistenz (Betreuung, Alltagshilfe), auf die Thomas ein Jahr warten musste, drohte wegzubrechen.

Thomas und Stephan haben sich immer wieder ausgetauscht. Stephan berichtete über seine Selbsthilfegruppe. Der Besuch dieser Gruppe hat Stephan sehr geholfen um abstinent zu bleiben. Er erzählte, dass er schon seit einigen Jahren als Suchtkrankenhelfer in der Gemeinde Holtensen eine Orientierungsgruppe für Suchtkranke und Angehörige, mit mehreren Suchtkrankenhelfern leitet.

Thomas interessierte sich aufgrund Stephans Erzählungen sehr für unser Hilfsangebot und konnte sich einen Besuch der Gruppe gut vorstellen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Fahrt nach Holtensen, hat sich der regelmäßige Besuch unserer Orientierungsgruppe für Thomas positiv ausgewirkt. Er kam immer wieder zu den Gruppenstunden. Seine Abstinenz festigte sich.

Thomas war nun zum Glück in der „Neue Suchtselbsthilfe der Freundeskreise Südniedersachsen e. V.“ angekommen. Wie bei jedem Besucher, der diese regelmäßig besucht und abstinent über den Zeitraum von ca. drei Monaten bleibt, haben wir Thomas angeboten, in einer unserer festen Gruppen einen Platz zu bekommen.

Dieses Angebot hat Thomas dankend angenommen. Wie Thomas aufgenommen wurde und wie es ihm heute geht, beschreiben wir nachfolgend.

Berührungsängste seitens der Gruppenmitglieder gab es zu keinem Zeitpunkt. Alltägliche Hilfen, wie Jacke an- und ausziehen, bequemes Hinsetzen / Lagerung oder Getränke anreichen sind für alle Gruppenmitglieder selbstverständlich.

Darüber hinaus gibt es regelmäßigen Kontakt außerhalb der Gruppenstunde wie Telefonate, Krankenbesuche und Freizeitgestaltung.

Wie andere Mitglieder des Vereins befindet sich Thomas in therapeutischer Behandlung als Ergänzung zur Selbsthilfe.

Thomas fühlt sich sowohl als Suchtkranker wie auch als Mensch mit Behinderung vollwertig im Verein akzeptiert.

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Thomas Becker, Stephan Hepe, Cerstin Kottwitz,
Neue Suchtselbsthilfe der Freundeskreise Südniedersachsen e.V.